Ukraine – wir helfen in der Krise

Der Krieg in der Ukraine eskaliert – wir helfen wo immer möglich

Wie in Kriegen traurige Realität, ist die ukrainische Zivilbevölkerung hart betroffen. Seien es die Opfer von militärischen Auseinandersetzungen oder die Millionen von Menschen, die ausser Landes fliehen, damit sie in Sicherheit leben können. Unsere Teams arbeiten derzeit an mehreren Projekten zugunsten dieser Kriegsopfer: Hilfe für Flüchtlinge in Moldawien und in Italien sowie Lieferung von Medikamenten und medizinischem Material an Krankenhäuser in Kiew.

Wie helfen wir in Moldawien

Seit Anfang April arbeiten wir in Bălți, der zweitgrössten Stadt in Moldawien. Hier bietet ein Emergency Team Flüchtlingen aus der Ukraine medizinische Grundversorgung und psychologische Hilfe. 

Das Projekt in Zahlen

Ambulante Untersuchungen:

543

Zahlen vom 30. November 2022

Kontext

Moldawien ist das ärmste Land Europas. Der Flüchtlingsstrom ist seit Kriegsausbruch massiv angestiegen.

Seit Februar 2022 hat das Land mehrere Zentren eingerichtet, um Flüchtlingen Aufnahme, Verpflegung und medizinische Versorgung zu bieten. Ausserdem werden sie bei der Weiterreise in ihre Zielländer unterstützt.  

Bereits Mitte März reiste ein Emergency Team vor Ort, um sich zu informieren, wie in Zusammenarbeit mit den lokalen Gesundheitsbehörden am besten geholfen werden kann.

Unser Politruck ist jetzt mit einem Team aus Ärzten, Krankenschwestern, Psychologen, Kulturvermittlern und Logistikern in Bälti stationiert.  Alle setzen sich dafür ein, die rund 200 Flüchtlinge medizinisch zu versorgen und wenn nötig auch psychologisch zu betreuen.

Viele der anfangs behandelten Patientinnen und Patienten waren ältere Menschen, aber auch Frauen und Kinder benötigten Hilfe. Meist litten sie an chronischen Krankheiten, deren kontinuierliche Behandlung wir sicherstellen können. Viele benötigten wegen der emotionalen Belastungen und der Ängste psychologische Unterstützung.

«Als wir hier in Bălți medizinische Aktivitäten starteten, nahm unsere Mobile Klinik hauptsächlich erwachsene Patienten auf, oft ältere Menschen mit chronischen Krankheiten und Menschen, die psychologische Unterstützung benötigen. Diejenigen, die vor dem Konflikt geflohen sind, machen einen äußerst schwierigen Moment großer emotionaler Belastungen und Ängste durch. Angst vor dem, was passieren wird, Angst, an ihre in der Ukraine zurückgelassenen Angehörigen zu denken, sowie geistige und körperliche Erschöpfung.» Andrea Bellardinelli, Migrations- und Notfallprogramm von EMERGENCY

Die mobile Klinik

Der Politruck ist unsere grösste mobile Klinik. Er ist mit einem Wartezimmer, zwei Ambulanzen und einer Station für psychologische Beratung und für Mediationsgespräche ausgestattet.

Dank seiner Mobilität können wir an verschiedenen Orten einspringen und unsere Unterstützung dort anbieten, wo sie am dringendsten benötigt wird.

Wie helfen wir in der Ukraine

Basierend auf der Anfrage lokaler Einrichtungen haben wir Spitalbedarf in die Ukraine geschickt.

Wie helfen wir in Italien

Mit verschiedenen Massnahmen unterstützen wir Menschen, die vor dem Krieg nach Italien fliehen konnten.

In  Mailand bieten wir ihnen soziale und medizinische Orientierungsdienste an, einschließlich der Durchführung von Covid-19-Abstrichen und wo nötig von Nahrungsmitteln.

In den  Ambulanzen  unseres Gesundheitsprogramms bieten wir Unterstützung bei der Registrierung beim Nationalen Gesundheitsdienst und Beratung über Gesundheits- und Sozialdienste in der Umgebung.

Berichte aus Moldawien

27. Juli 2022

«In nur wenigen Tagen haben wir es geschafft, unseren Politruck vor Ort zu bringen. Diese mobile Klinik ist völlig autark. Mit dabei waren ein  Arzt, eine Krankenschwester, ein Logistiker und ein Psychologe. Wir machten uns sofort an die Arbeit, mit der uns das lokale Gesundheitsministerium beauftragt hatte: den Aufbau einer medizinischen Grundversorgung für die Flüchtlinge, die hier im Norden Moldawiens ankommen. Wenn Sie medizinische Grundversorgung anbieten, ist Ihr Ansatz von entscheidender Bedeutung – die Art und Weise, wie Sie mit Menschen umgehen, die sich, verletzlich wie sie sind, in Ihre Hände begeben.» Andrea Bellardinelli, Emergency Team in Moldawien

10. Juni 2022

«Letzten März erreichten Tetyana und ihr Sohn Misha Moldawien, nachdem sie Odessa in der Ukraine verlassen hatten. 40 Prozent der Patienten, die wir in unserer Mobilen Klinik behandeln, stammen aus dieser Gegend. Tetyana brachte Mischa zu uns, weil er an Bindehautentzündung litt. Tetyana erzählte uns, dass Misha neben der Behandlung viele «Tanten» – wie er sie nennt – in der Klinik gefunden hat, die ihn «sehr herzlich aufgenommen» haben. Wie so viele andere Menschen, die wir in unserer Mobilen Klinik in Moldawien sehen, warten Tetyana und Mischa nur darauf, dass der Krieg zu Ende geht. Damit sie nach Hause zurückkehren können.»

30. Mai 2022

«Micola sitzt vor der Mobilen Klinik und wartet auf seine Untersuchung. In seinen Händen hält er eine Segeltuchtasche mit seinem Pass und den Ergebnissen früherer klinischer Untersuchungen. Er ist 82 Jahre alt und nach einer zweitägigen Reise in Moldawien angekommen. Er hat seine Frau vor vielen Jahren verloren und hat keine Verwandten in seiner Heimatstadt Kiew. Als Freiwillige aus seiner Nachbarschaft ihn einluden, die Ukraine mit einem Konvoi zu verlassen, sagte er sofort zu. Micola betritt die mobile Klinik mit seiner Stofftasche in den Händen. Er hält sie besorgt fest, dass man vermuten könnte, sie sei das Wichtigste in seinem Leben.»

10. Mai 2022

«Es gibt wiederkehrende Themen in den Geschichten, die hier von Flüchtlingen erzählt werden: der Abschied von Familienmitgliedern, von den Männern, die geblieben sind, um zu kämpfen. Hinzu kommt häufig ein Schuldgefühl wegen der Flucht.»

Giovanna ist Psychologin und Teil des Emergency Teams in Moldawien, das sich um die Bedürfnisse der ukrainischen Flüchtlinge kümmert.

«Oft zeigen sie uns Fotos von ihren Kindern, ihrem Zuhause, ihren Haustieren … und beginnen damit den Prozess der Rekonstruktion der durch den Krieg unterbrochenen zeitlichen Kontinuität, der Verknüpfung von ‹vorher› und ‹nachher›.»

Der Ansatz von Emergency ist multidisziplinär. Giovanna arbeitet mit einem Mediator zusammen, um Patientinnen und Patienten in der Klinik willkommen zu heißen, bevor sie sich persönliche Berichte anhört. Sie arbeitet auch bei medizinischen Checks mit dem Arzt zusammen, ‹gerade weil wir wissen, dass der Körper in Notsituationen oft reagiert und Emotionen ausdrückt, die wir noch nicht mit Worten ausdrücken können›.