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Kabul Chirurgie-Zentrum

Das wichtigste Zentrum für Kriegschirurgie im Land

Emergency begann im Jahr 2000 einen ehemaligen Kindergarten im Zentrum der Hauptstadt Kabul zu renovieren und zu erweitern. Der Kindergarten war von einer Rakete zerstört worden, fünf Kinder wurden dabei getötet. Im April 2001 wurde das Gebäude als chirurgisches Zentrum für Opfer von Krieg und Landminen wiedereröffnet und stetig erweitert, um das Angebot zu verbessern und die Anzahl der Betten zu erhöhen.

Das Kabul Chirurgie-Zentrum ist eindrücklich ausgestattet, u.a. mit drei Operationssälen, einer Intensivstation, einer Notaufnahme, sechs ambulanten Kliniken, Labor und Blutbank, Radiologie und Ausrüstung für Physiotherapie und CT-Scans. Das Zentrum ist zudem auf Traumatologie spezialisiert. 

Das Kabul Chirurgie-Zentrum ist mit den Erste-Hilfe-Stationen in Andar, Gardez, Ghazni, Chark-Logar, Maydan Shahr, Mirbachakot, Pul I Alam, Sheikhabad, Tagab und mit Spitälern in Kabul und den umliegenden Provinzen verbunden.

Die Zahl der Patienten nimmt zu

Kein Teil des Landes ist wirklich sicher. Selbst in der Hauptstadt Kabul gehören die Gewaltereignisse zum Alltag. In den ersten sechs Monaten des Jahres 2017 stieg die Zahl der zivilen Opfer in der Hauptstadtregion nach UN-Zahlen im Vergleich zu 2016 um 26%. Betroffen sind Männer, Frauen und Kinder, deren einzige Schuld darin lag, zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein.

Diese Zahl wird leider auch durch die Anzahl Patienten in unserem Krankenhaus bestätigt. Im ersten Halbjahr 2017 wurden 1 606 Personen eingeliefert. Eine zunehmende Zahl im Vergleich zum Jahr 2016. Damals wurde mit 4 182 Aufnahmen der Rekord seit der Eröffnung des Zentrums verzeichnet.

Erweiterung des Zentrums

Im Jahr 2016 wurden die Erweiterungsarbeiten des Zentrums abgeschlossen. Die Behandlung von Verletzten kann seither effizienter bewältigt werden, insbesondere in Notfällen, bei denen viele Verletzte gleichzeitig eingeliefert werden. 
Auch während den Erweiterungsarbeiten wurde der Betrieb des Krankenhaus aufrecht erhalten.

Ausbildung lokaler Mitarbeitenden

Das Chirurgie-Zentrum Kabul wird vom afghanischen Gesundheitsministerium offiziell als Ausbildungszentrum, spezialisiert auf Notfallchirurgie und Traumatologie, anerkannt. 2016 hat Emergency auf Ersuchen der Weltgesundheitsorganisation und in Zusammenarbeit mit dem örtlichen Ministerium über 497 Ärzte und Krankenschwestern aus den Provinzen in Traumabehandlung und Kathastrophenhilfe geschult.

Mit der Ausbildung von lokalen Mitarbeitenden wird die nachhaltige medizinische Betreuung auch dann gesichert, wenn Emergency Mitarbeitende nicht mehr vor Ort sind.

Das Projekt in Zahlen

Ort:

Kabul Chirurgie-Zentrum

Gründung:

April 2001

Betten: 

118

Einheimische Mitarbeitende:

377

Aufnahmen:

64 448

Ambulante Patienten:

168 393

Chirurgische Eingriffe

89 649

Aktivitäten: 
Kriegschirurgie

Angebot:
Notfallstation, 3 Operationssäle, Intensivstation, Sterilisation, Krankenstationen, Physiotherapie, Radiologie, Tomografie, Labor und Blutbank, Apotheke, Schulungsräume, technische und andere Dienstleistungen

Zahlen vom 30. November 2022

Zivile Opfer – Ein persönlicher Bericht

“Ich schreibe um zu informieren, dass Samstagnacht ein Baby in unserem Chirurgie-Zentrum auf die Welt gekommen ist.

Das ist Krieg: Du bist 20 Jahre alt, in Erwartung deines ersten Kindes. Und du findest dich inmitten eines Kampfes wieder, verletzt von Granatsplittern, dein Oberschenkel ist gebrochen. Du realisierst, dass dein blutender Körper reagiert; die Wehen setzen sein.

Als nächstes befindest du dich in einer Klinik für Kriegsverletzte und erhältst einen Kaiserschnitt. Dein Kind Giuseppe (das ist wirklich sein Name) kommt zur Welt – ein hübscher, gesunder Junge.  Eine Geburt in 'Afghan style', wie unsere lokalen Mitarbeiter zu sagen pflegen.

Mutter und Kind sind wohlauf. Doch die Freude wird  vom traurigen Umstand getrübt, dass dieses Land sich seit 14 Jahren im Krieg befindet und keinen Frieden zu finden scheint.”

Michela, Emergency NGO Medical Coordinator in Afghanistan

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