Emergency in Hajjah, Jemen

Ein neues Chirurgie Zentrum bietet Kriegsopfern Hilfe

Im Chirurgie Zentrum für Kriegsopfer in Hajjah im Nordjemen wird ein Emergency Team  die Opfer eines Konflikts behandeln, der eine der schwersten humanitären Krisen ausgelöst hat. Wie immer ist die medizinische Versorgung kostenlos und qualitativ hochwertig.

Das für das Chirurgie Zentrum vorgesehene Gebäude wird derzeit renoviert. Unsere Mitarbeitenden vor Ort überwachen die Arbeiten und wir rechnen damit, die Behandlungen in der zweiten Jahreshälfte aufzunehmen.

Seit Ende Mai 2021 nimmt das Emergency Team an Schulungen zum Thema «Pre-hospital Trauma Care» teil. Diese Kurse richten sich sowohl an das einheimische Gesundheitspersonal als auch an spezialisiertes medizinisches Fachpersonal.

Die grosse humanitäre Krise

Der Jemen befindet sich seit mehr als sechs Jahren in einer schweren humanitären Krise: die Infrastruktur ist beschädigt, die Energieversorgung funktioniert kaum mehr, und das nationale Gesundheitssystem ist zusammengebrochen. Die Bevölkerung leidet an einer Hungersnot, es fehlt an Nahungmitteln und Trinkwasser. Von 2015 bis Ende 2020 waren als Folge von mehr als 20'000 Luftangriffen über 18’000 zivile Opfer zu beklagen. Etwa 130'000 Menschen mussten wegen kriegsbedingter Trauma-Verletzungen behandelt werden.

Als ob das nicht genug wäre, erlebte das Land 2019 einen grossen Cholera-Ausbruch; 2020 gab es mehr als 230’000 Verdachtsfälle in 22 von 23 Gouvernementen.

Das alles in einem Land, in dem nur noch die Hälfte der 5’150 medizinischen Einrichtungen voll funktionsfähig ist und mehr als 20 Millionen Menschen keinen Zugang zu angemessener Gesundheitsversorgung haben.

Die Bevölkerung des Jemen ist sehr jung: mehr als die Hälfte ist unter 18 Jahre alt und fast 3 Millionen sind Kinder unter 5 Jahren. Nach Schätzungen von HeRAMS 2020, dem United Nations Office for Humanitarian Affairs (UNOCHA), dem Yemen Data Project und dem Health Cluster Yemen stirbt alle 10 Minuten ein Kind.

Das Gouvernement Hajjah ist von den Kämpfen stark betroffen und gehört zu den instabilsten und unsichersten Regionen des Landes: Von den rund 2,6 Millionen Einwohnern mussten etwa 600’000 ihre Häuser wegen der Verschiebung der Fronten verlassen. Über 2 Millionen Menschen sind auf humanitäre Hilfe angewiesen.

Kriegschirurgie und lebensrettende Behandlung

Das Chirurgie-Zentrum wird kostenlose chirurgische und traumatologische Versorgung anbieten, einschliesslich postoperativer Versorgung und Rehabilitation.

Die Hauptkriterien für die Aufnahme und die Behandlung sind die Kriegschirurgie und die lebensrettende Versorgung. Danach wird je nach der Verfügbarkeit von Betten der Zugang auf Verletzte unter 14 Jahren mit traumatischen Erkrankungen und dann auf alle weiteren zivilen Altersgruppen mit Traumata ausgeweitet.

Die strategische Lage der Stadt Hajjah wird es uns ermöglichen, eine breitere Bevölkerung zu erreichen, insbesondere in den Bezirken Hajjah, Al Hudaydah und Sa'dah.

Der Beginn der Arbeit

Im Dezember 2018 und im Frühjahr 2019 besuchten wir Hajjah – etwa 110 km von der Hauptstadt Sana'a entfernt – um die Möglichkeiten für den Betrieb eines Krankenhauses für Kriegsopfer zu prüfen. Gemeinsam mit dem Gesundheitsministerium in Sana'a und der Weltgesundheitsorganisation (WHO) bestimmten wir einen Gebäudekomplex, der in ein Zentrum für Kriegschirurgie umgewandelt werden sollte: es handelte sich um den bei einem Bombenangriff beschädigten ehemaligen Palast des Gouverneurs der Provinz.

Seit Mitte 2019 wurde die Anlage in einem ersten Schritt unter der Koordination der WHO saniert. Im Dezember 2020 haben wir die weiteren nötigen Arbeiten übernommen, die voraussichtlich etwa 8 Monate beanspruchen werden.

Diese Arbeiten umfassen die Restaurierung des gesamten Mauerwerks, die Installation der mechanischen, sanitären und elektrischen Anlagen (einschliesslich der zentralen Verteilung der medizinischen Gase für den Operationsblock) sowie den Bau der Intensivstation, der Notaufnahme und der Gebäude, in denen die Hilfsdienste untergebracht werden.

Eines unserer Teams, bestehend aus einem Projektleiter, einem Bauleiter, einem Logistiker und einem Betriebsleiter, liess sich in Hajjah nieder, um die von lokalen Unternehmen ausgeführten Renovierungsarbeiten zu begleiten.

Die Struktur

Das Krankenhaus wird über 4 Operationssäle, eine Notaufnahme, einen Diagnosebereich (einschliesslich eines Labors für Analysen und Radiologie), eine Ambulanz für die Zeit nach dem Krankenhausaufenthalt, einen Kurzzeit-Intensivbeobachtungsraum, 5 Intensivpflegebetten, 60 stationäre Betten, einen Physiotherapieraum, einen Gipsraum, eine Apotheke, Büros, technische Räume und Hilfsdienste wie Wäscherei und Küche verfügen, die gemeinsam mit dem nahe gelegenen Al-Gomhori Hospital genutzt werden.

Ausbildung

Seit Ende Mai 2021 hat ein zweites Emergency Team mit der Ausbildung von Erste Hilfe-Personal aus Gesundheitseinrichtungen in der Nähe der Frontlinien im Norden des Landes begonnen. 
Das Ziel ist es, ein effektives regionales Netzwerk für die Stabilisierung von Patientinnen und Patienten und für das Management von Trauma- und Primärversorgung zu schaffen.

Helfen Sie uns, Opfer des Krieges zu behandeln. Sie und tausende weitere Spender bewirken, dass wir Tag für Tag Bedürftige kostenlos und ohne Diksriminierung behandeln können